„Was bleibt vom Applaus? – Gesundheitspolitik als Gegenstand der Politischen Bildung“
Bei der Thematisierung von gesellschaftlich-relevanten Konflikten in Bildungskontexten erscheinen Debatten um gesundheitspolitische Maßnahmen allzu häufig unterrepräsentiert. Durch die spürbaren Auswirkungen der Covid-19-Pandemie rückte Gesundheitspolitik für eine kurze Zeit in den Mittelpunkt des Interesses. Die gesellschaftliche Solidarität mit Angehörigen des Gesundheitswesens während der Krise war geprägt von außergewöhnlicher Symbolik und dem Willen, zukünftig vieles anders zu machen.
Heute werden Debatten über „Pflegenotstand”, „Medikamentenknappheit” oder „Krankenhaussterben” jedoch wieder verstärkt in den fachlichen Zirkeln verhandelt, eine systematische Betrachtung von Gesundheit und Politik in Bildungskontexten fehlt. Auch eine fachdidaktisch-interdisziplinäre Sichtweise auf die Interdependenz von Gesundheit und Politik verbleibt als Randnotiz pädagogischer Auseinandersetzungen.
Dabei betreffen die großen gesundheitspolitischen Fragen Individuen unmittelbar im Nahbereich: Dürfen Ärzt*innen mutmaßliche Menschenrechtsverbrecher aus autoritären Regimen behandeln? Muss das örtliche Krankenhaus schließen? Wieso ist kein Fiebersaft für Neugeborene und Kleinkinder verfügbar? Sind wir vorbereitet auf die nächste Krise?
Außerdem zeigen sich im Gesundheitsbereich selbst Leerstellen für Politische Bildung, nicht zuletzt durch die Virulenz gesamtgesellschaftlich-relevanter Phänomene wie antidemokratischer Einstellungen sowie durch die Verbreitung etwaiger Verschwörungstheorien, die bisweilen unmittelbar mit gesundheitspolitischen Themen verknüpft sind („Plandemie“ und „Mikrochips“).
Für die Politische Bildung stellt sich die Frage, wie auf diese Problematiken reagiert werden kann und das Thema Gesundheit in schulischer und außerschulischer Bildung adressiert werden sollte. In der neuen Ausgabe der „Politik Unterrichten” (2024) wollen wir uns diesen und verwandten Fragestellungen zum Kontext „Gesundheit“ widmen und laden ein, Manuskripte zu den folgenden Rubriken der Zeitschrift einzureichen:
Rubrik 1: Theoretisch-empirische Perspektive
In dieser Rubrik der PU interessieren wir uns für empirische und theoretische Auseinandersetzungen im Kontext „Gesundheit“. Die theoretischen Beiträge sollen einen Einblick in die aktuellen Debatten in dem Themenfeld ermöglichen, den aktuellen Stand der empirischen Forschung und ihrer Desiderate wiedergeben und so den Leser*innen neue Impulse für die Auseinandersetzung mit dem Themenfeld geben.
Rubrik 2: Fachdidaktische Perspektiven
Aus fachdidaktischer Perspektive freuen wir uns über Beiträge, die Gesundheit als Thema Politischer Bildung im schulischen und außerschulischen Bereich in den Blick nehmen sowie darstellen, auf welche Weise der Kontext Gesundheit Bearbeitung in fachdidaktischen Settings finden kann.
Rubrik 3: Bildungspraxis
Im Bereich Bildungspraxis können Unterrichts- und Bildungsmaterialien vorgestellt werden, die das Thema Gesundheit oder einzelne Subthemen aufgreifen. Darunter fallen beispielsweise Themen wie: Sterbehilfe, Organspende, Schwangerschaftsabbrüche, Pflege- und Krankenhausreform, Triage-Systeme, Impfpatente, etc.
Interessierte senden bitte bis zum 30.11.2023 ein Abstract im Umfang bis maximal 2000 Zeichen, inkl. Literaturangaben, sowie eine kurze Autor*innenbiographie an redaktion@dvpb-nds.de Bitte verwenden Sie bei der Zusendung des Abstract den folgenden Betreff “Abstract Rubrik 1, Rubrik 2 bzw. Rubrik 3”.
Alle Infos und den kompletten CfP finden Sie hier.